Freitag, 26. Oktober 2012

45. ICANN-Treffen: Neuer Chef will mehr Internationalität

In Toronto hat am Montagmorgen (Ortszeit) das 45. Treffen der Internet Corporation on Assigned Numbers and Names (ICANN) begonnen. Die ICANN verwaltet die Top Level Domains (TLD) sowie die regionale Zuteilung von IP-Adressen. Seit Kurzem hat mit Fadi Chehadé ein neuer CEO die Führung der Organisation übernommen.


Fadi Chehadé
Bild: ICANN In seiner Eröffnungsansprache kündigte Chehadé weitreichende Reformen an und bat die ICANN-Gemeinschaft um Unterstützung. "Es gibt viel zu tun", hob der im Libanon geborene Ägypter, der in den USA lebt und eine Management-Karriere in der IT-Branche hinter sich hat, an. Er will die Kultur der Organisation insgesamt ändern. Maxime habe statt der eigenen Bedürfnisse das Interesse der Öffentlichkeit zu sein.

In den vergangenen Monaten habe er vielen Leuten zugehört, viele Probleme gefunden, aber überall Hilfsangebote erhalten. Er werde sich jedoch nicht dafür entschuldigen, dass das Internet US-zentriert sei, denn dort liege sein Ursprung. Nun aber sei Internationalisierung angesagt, wovon die vorgeschlagene Vorreihung neuer, nicht-lateinischer Top Level Domains ein Beispiel sei. Auch die ICANN selbst sei zu US-zentriert. Wichtig seien ihm zudem mehr Transparenz und die tatsächliche Befolgung ethischer Grundsätze, etwa interner Regeln gegen Korruption. Sonst würden alle Pläne scheitern.

Chehadé betonte seinen festen Glauben an die gleichberechtigte Teilhabe aller Interessengruppen, wofür Kommunikation und Informationsflüsse verbessert werden müssten. Gleichzeitig will er die staatlichen Regierungen stärker einbinden. Einen weiteren Spagat muss er intern wagen: Er lobte die "großen Frauen und Männer" auf deren Schultern es aufzubauen gelte, kritisierte aber gleichzeitig bisherige ICANN-Funktionäre: "Einige haben ihren Job nicht gemacht." Mit manchen wird er weiter zusammenarbeiten müssen.

Die Dienstleitung für Registrys und Registrare soll verbessert, die Zusammenarbeit mit anderen technischen Internet-Organisationen intensiviert werden. Der Manager betonte aber auch, selbst die Ziele der ICANN nicht setzen zu wollen. Dafür gäbe es bereits einen Dreijahresplan und darauf fußende jährliche Umsetzungsvorhaben und Budgets. Er wolle sich auch das Management konzentrieren. Er strebt nach einer ICANN-Organisation die professioneller, internationaler, skalierend, sicherer, zuverlässiger und kommunikativer arbeitet.

Derzeit gäbe es eine Email-Flut und gleichzeitig intern abgeschottete Bereiche, die kaum mit einander redeten. Beidem soll die neue Plattform myicann.org abhelfen. Der erste von vier Teilen, jener für Informations-Management und -Verteilung, steht ab sofort in einer Beta-Version jedermann offen. Die drei weitere Sparten (Training & Tools, Process Managament, Collaboration) sollen zum nächsten ICANN-Treffen in Peking Beta-Stadium erreicht haben.

Die prominentesten Themen bei ICANN45 dürften die zahlreichen offenen Fragen um die geplante Einführung von mehr als 1.000 neuen generischen Top Level Domains (gTLD) sein. Das Gebaren von Chehadé genießt ebenfalls hohe Aufmerksamkeit werden. Für die zahlreich angereisten Registrare, aber auch jeden biederen Domaininhaber, wichtig sind die laufenden Verhandlungen über neue Verträge zwischen ICANN und den bestehenden Registraren. Denn Kontrollwünsche von Strafverfolgern, vor allem aus dem anglo-amerikanischen Raum, stehen im Widerspruch zu Datenschutz sowie der Wirtschaftlichkeit des Domaingeschäfts. (Daniel AJ Sokolov) / (vbr)


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