Dienstag, 4. Dezember 2012

Retune: Science Fiction und Makerkultur

Mit einem abwechslungsreichen Programm ging am Sonntag in Berlin die dreitägige Kreativ-Technologie-Konferenz Retune zu Ende. Die Themen des letzten Tages reichten von praktischen Tipps, wie aus einer Idee ein elektronische Gerät wird, über künstlerische Ansätze, das Unsichtbare sichtbar zu machen bis hin zu Social Coding und der detaillierten Geschichte der Makerkultur.

Der Vormittag begann mit dem Vortrag "Create Electronics", in dem Gernot Seeger aufzeigte, welche Schritte notwendig sind, um vom ersten Konzept einer elektronischen Schaltung bis zum fertig montierten Gerät zu kommen. Danach stellte James Carrigan seine Plattform fixperts vor und plädierte mit dem Slogan "The world needs some fixing, now" für einen Kulturwandel von der Wegwerf- zur Reparaturgesellschaft. Beim anschließenden Workshop mit Timothy Clem konnten Interessierte den praktischen Umgang mit der Code-Verwaltung GitHub erlernen und sogar schon ihre ersten pull requests erstellen.

Mittags folgte eine Präsentation von Memo Akten, einem Programmierer und Videokünstler, der es si ch zum Ziel gesetzt hat, seine Zuschauerinnen und Zuschauer zu berühren. Gelungen ist ihm das auch mit seinem Vortrag, bei dem er einige seiner Projekte vorstellte. Besonders Simple Harmonic Motion, eine Video-Klanginstallation, inspiriert von physikalischen und mathematischen Phänomenen und der Musik von Ligeti, und sein Roboterballet Meet Your Creator ließen das Publikum verzückt aufatmen. Bezeichnend war die erste Frage im Anschluss: "How do you get all the love in your codes?"


Das audiovisuelle Kunstwerk "Simple Harmonic Motion" von Memo Akten. Vergrößern
Bild: Memo Akten

Der Vortrag von Christian Zöllner, der die Zusammenhänge von Science-Fiction-Filmen und Prototyping sowie die Einflüsse von Science Fiction auf Interface Design anhand zahlreicher Beispiele aus bekannten Filmen demonstrierte, sorgte ebenfalls für Beifall und Erheiterung.

Am Nachmittag präsentierte Wolfgang Wopperer von today I made einen detaillierten und interessanten Beitrag über die geschichtlichen Hintergründe von Makerkultur und Mikrocomputern. Er stellte seine Betrachtungen in Form einer Zeitreise vor, die in der vorindustriellen Zeit beim alten Handwerk begann. Unterwegs streifte er dann Beispiele wie den Whole Earth Catalog, plato, FOSS, FLOSS, GNU und landete schließlich bei Linux.

Der letzte Beitrag des Tages mit dem vielversprechenden Titel "The changing definition of progress" konnte nicht überzeugen: Was nach Diskurs und spannenden Diskussionen klang, entpuppte sich als Alleinunterhalter-Show des Referenten Leigh Christie ohne Tiefgang – den Eindruck einer gelungenen und vielseitigen Konferenz konnte dieser Ausreißer aber nicht schmälern.

Siehe auch:

(Manuela Krause) / (phs)

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