Sonntag, 18. November 2012

Medientage München: Viele Fragen offen

Die Medienbranche schwankt zwischen Hoffnung, Furcht und Verunsicherung. Während in etlichen Redaktionen noch über den Nutzen von Netzwerken wie Twitter oder Facebook gestritten wird, ringen Medienunternehmen seit Jahren mit den wirtschaftlichen Folgen der Revolution aus dem Netz. Wie muss ein zeitgemäßes Urheberrecht aussehen, ist Google ein Partner oder Rivale für Medienunternehmen? Haben Zeitungen auf Papier eine Zukunft? Von Aggregatoren bis Zensur – die Zahl der offenen Fragen ist riesig. Von kommenden Mittwoch, 24. Oktober, an werden die Medientage München sie gebündelt präsentieren.

Doch wird es auch Antworten geben? "Kongresse sind ja nicht so angelegt, dass man am Freitag danach eine Lösung für alle Fragen präsentiert", sagt der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM), Siegfried Schneider. Mögliche Wege will die 26. Auflage des Branchentreffs unter dem Motto "Weichen stellen – die neuen Gesetze der Medienwelt" aber auf jeden Fall aufzeigen. "Es geht auch darum, Verständnis für Positionen der anderen zu wecken", sagt Schneider. Dafür haben die Macher jede Menge Prominenz geladen, wenn auch weniger als in den Vorjahren, zumindest bei den Gipfeltreffen.

Die Zahl der Teilnehmer wurde eingedampft, es kommen weniger Politiker, dafür mehr Manager. Zum Auftakt diskutieren unter anderem Telekom-Chef René Obermann, Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen, die ARD-Vorsitzende Monika Piel und der Deutschland-Chef des Internetriesen Google, Stefan Tweraser, auf dem Mediengipfel die Herausforderungen der Branche – und über ihre Forderungen und Erwartungen. In mehr als 90 Veranstaltungen wird dann drei Tage lang gesprochen und gestritten. 2011 kamen zum 25. Jubiläum rund 6000 Besucher. “Die Medientage bieten einen Blick über die gesamte Medienlandschaft und ihre Debatten", verspricht Schneider.

Doch dieser Rundumschlag ist auch immer wieder Ziel von Kritik gewesen. Zu viele Stränge, zu wenig Fokus und immergleiche Fragen. "Der Zuspruch der Branche ist nach wie vor hoch", sagt Schneider. "Die Medientage sind in Deutschland der Branchentreff, der sehr breit aufgestellt ist." Sicher gebe es Wiederholungen, doch die Probleme blieben ja auch aktuell, auch weil die Entwicklungen in einem rasanten Tempo voranschreiten. Das stelle auch Medienwächter vor neue Probleme, etwa beim Fernsehen. "Schwierig wird es dort, wo TV und Internetangebote zusammenwachsen", sagt Schneider.

Im Netz gebe es keine Regulierung. "Im Fernsehen ist genau getaktet, wann, wo und wie lange pro Stunde Werbung ausgestrahlt werden kann. Im Internet haben wir dazu keine Regelungen." Und dort, wo beide Medien zusammenwachsen, werde es kompliziert. "Es wird sich immer mehr die Frage stellen: Ist das noch ein Internetangebot oder schon ein Fernsehangebot?" Oder konkret: Ab wann ist Google mit seiner Videoplattform ein Broadcaster wie RTL oder Sat.1. "Was machen wir mit Suchmaschinen oder Plattformen. Welchen Einfluss auf die Meinungsvielfalt haben solche Anbieter?", sagt Schneider. "Das sind Themen, über die wir reden müssen." (Sebastian Raabe, dpa) / (cp)


View the original article here

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen