Montag, 19. November 2012

China blockiert Bericht über Vermögen des Premiers

Die chinesische Regierung hat die Website der New York Times blockiert, nachdem die US-Zeitung über das Milliardenvermögen des chinesischen Premiers Wen Jiabao berichtet hat. Laut der New Yorker Zeitung war die Blockade in Festlandchina in Kraft, bevor auf der chinesischsprachigen Seite der Zeitung eine Übersetzung des Artikels erschien. Inzwischen würde der chinesische Staat auch Versuche unterbinden, auf der Mikroblogging-Seite Weibo etwas über die Meldung oder Wen Jiabao zu veröffentlichen.

Für die Blockade ausschlaggebend war offenbar eine Reportage über die Familie Wen Jiabaos, die durch Firmenanteile über ein Vermögen von mehr als 2,7 Milliarden US-Dollar (2,1 Milliarden Euro) verfügen soll. Die Angehörigen eines der wichtigsten chinesischen Politikers besitzen demnach Anteile an Banken, Juwelieren, Touristeneinrichtungen, Telekommunikationsfirmen und Infrastrukturprojekten. Die Zeitung spekuliert weiterhin darüber, wie dieser Reichtum angehäuft wurde und nennt Beispiele, die darauf hindeuten, dass die Familie direkt von der Politik Wen Jiabaos profitierte.

Angesichts der Blockade ihres Internetauftritts in englischer und chinesischer Sprache hofft die New York Times nach eigener Aussage darauf, dass der volle Zugriff aus China bald wieder möglich sei. Unterdessen verteidigte die chinesische Führung das Vorgehen, berichtet die dpa. Ein Sprecher sagte demnach, der Zeitungsbericht sei ein Versuch, China zu "beschmieren". Gegenwärtig würden in der Volksrepublik auch Beiträge ausländischer Fernsehstationen über das Vermögen der Familie Wen Jiabaos blockiert.

Die New York Times erinnert derweil daran, dass die Blockade der eigenen Website in China erst 2001 aufgehoben worden war. Seitdem sei man von solchen Maßnahmen weitgehend verschont worden, von einigen temporären Ausnahmen abgesehen. Vor dem anstehenden Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas habe sich das jedoch bereits geändert. Vor kurzem habe es die Nachrichtenseite Bloomberg getroffen, die über das Vermögen der Familie von Xi Jinping berichtet hatte. Der Politiker wird als aussichtsreichster Kandidat für den Posten des nächsten Staatspräsidenten der Volksrepublik gehandelt

Das Geschehen stützt eine These des chinesischen Oppositionellen Michael Anti. Der hatte vor wenigen Tagen die Hoffnung auf eine chinesische Revolution ausgehend vom Internet als Wunschdenken bezeichnet. Das Regime habe die volle Kontrolle über das Netz und könne jederzeit eingreifen. (mho)


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