Montag, 19. November 2012

Google-Daten helfen US-Wahlforschern

Es ist eine alte Weisheit der Demoskopie: Menschen lügen Wahlforscher und Umfrageinstitute regelmäßig an. In Google-Suchen jedoch verraten sie ihre politische Ausrichtung eher. Das hat Seth Stephens-Davidowitz, Ökonom an der Harvard University, herausgefunden, wie Technology Review in seiner Online-Ausgabe berichtet. Die anonymisierten Suchdaten, die dem Forscher zur Verfügung gestellt wurden, geben demnach wichtige Hinweise darauf, wie die US-Präsidentschaftswahl ausgehen könnte. Viele solcher Anfragen sind belanglos. So wollen derzeit etwa 5000 US-Bürger pro Monat wissen, welche Unterwäsche der republikanische Kandidat Mitt Romney trägt. Manche Suchen sind politisch brisanter: Am Wahltag 2008 enthielt ein Prozent der Google-Suchen nach "Obama" zugleich rassistische Begriffe.

Aus den Millionen Datensätzen, die Stephens-Davidowitz analysiert hat, lässt sich auch eine politische Landkarte erstellen. Vor vier Jahren, im Oktober 2008, deuteten die Suchabfragen darauf hin, dass viele afroamerikanische US-Bürger zur Wahl gehen würden. Während nach Wahlinformationen in diesem Jahr insgesamt sogar etwas weniger als im Wahljahr 2004 gesucht wurde, waren Google-Anfragen in Bundesstaaten mit einem großen schwarzen Bevölkerungsanteil deutlich häufiger – so in North Carolina, Georgia und Mississippi. Das ist zwar keine große Überraschung, zeigt aber, wie Google-Suchen Trends andeuten.

Stephens-Davidowitz prognostiziert unter anderem, dass die Wahlbeteiligung in Ohio höher sein wird als 2004 oder 2008. In Gebieten mit dem größten afroamerikanischen Bevölkerungsanteil erreichen Google-Anfragen das Niveau von 2008. "Wahlforscher sollten davon ausgehen, dass der schwarze Stimmenanteil bei der Wahl so hoch ausfallen wird wie vor vier Jahren, ungefähr zwölf Prozent." 2004 waren es elf Prozent. Aber auch für Obamas Herausforderer Mitt Romney halten die Google-Daten Interessantes bereit, schreibt der Volkswirt. "In Idaho Falls und Salt Lake City, den zwei Einzugsgebieten mit dem größten Mormonen-Anteil, gibt es ebenfalls sehr viel Suchanfragen."

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(bsc)

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