Freitag, 23. November 2012

Medientage: Neuer Anlauf für vorinstallierten Jugendschutz

Eine neue Diskussion über die Vorinstallation von anerkannten Jugendschutzprogrammen will Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien und Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), anstoßen. Auf den Münchner Medientagen forderte Schneider, es müsse alles getan werden, damit Kinder und Jugendliche "nicht unnötig befasst werden mit Dingen, für die sie noch nicht das Alter haben". Ältere Nutzer sollten dann die standardmäßig eingeschalteten Jugendschutzprogramme für sich jeweils deaktivieren. Die KJM hat bislang zwei Jugendschutzprogramme anerkannt.

Schneider unterstrich, es gebe noch zahlreiche Herausforderungen. Er wolle nichts vorlegen, was dann am Ende wieder auseinander genommen werde. 2010 waren die Länder mit der geplanten Novelle zum Jugendmedienschutzstaatsvertrag gescheitert, da der Landtag in Nordrhein-Westfalen den Vertrag abgelehnt hatte. Nach dem Regierungswechsel in Düsseldorf werde nun auch die erneute Vorlage des ursprünglichen Entwurfs erwogen, berichtete ein Experte am Rande der Veranstaltung.

Beim Jugendschutzpanel bei den Medientagen gab es allerdings wenig Argumente für ein einfaches "Weiter so" im Jugendmedienschutz. Natürlich sei es keine Frage, ob es im Netz Regeln brauche, sagte Paul Meyer-Dunker vom Bundesvorstand der Jungen Piraten. Die Frage sei aber, "was für eine Regulierung brauchen wir?". Mobbing etwa, ein von den Schulhöfen ins Netz schwappendes Problem, resultiere eben nicht daraus, dass nicht richtig reguliert werde. Vielmehr gebe es "zu wenig Zivilcourage im Netz".

Wie es einen Like-Button gebe, könne man sich auch einen Button vorstellen, der sagt, "hier ist etwas nicht in Ordnung", riet Michael Prätorius, Geschäftsführer bei der Noeo GmbH. Prätorius hat eine Rundfunklizenz für seine WebVideo-Angebote Isarrunde und Spreerunde beantragt – und sich damit den entsprechenden Jugendschutzregeln unterworfen. "Wir haben jetzt einen Jugendschutzbeauftragten und haben uns mit Sendezeitbeschränkungen befasst", sagte Prätorius. Dieser "Selbstversuch" solle demonstrieren, dass die Übertragung klassischer Rundfunkregulierung aufs Netz nicht funktioniert.

Der auf Facebook aktive Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm riet zu einer stärkeren Einbeziehung von Jugendlichen, wenn es um das Verhandeln von Regeln für das Netz geht. Selbstverständlich müsse man Menschen schützen, die in einer inneren wie äußeren Wachstumsphase seien – vor allen Dingen vor Kinderpornographie. Beim Internet sei die Frage der Regeln allerdings komplizierter als bei klassischen Medien. Mit zentralen Verboten sei wenig auszurichten. Statt in allgemeinen Kulturpessimismus zu verfallen, solle man ruhig etwas mehr die Freiheit des Christenmenschen in den Mittelpunkt stellen und eine gesellschaftliche Debatte über gemeinsame Werte anstoßen. (Monika Ermert) / (ssu)


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