Sonntag, 13. Mai 2012

Mit Nanotechnik gegen Nikotinsucht

An Tricks und Methoden, Rauchern ihr ungesundes Laster abzugewöhnen, mangelt es nicht. Dennoch schaffen es viele nicht, von den Glimmstängeln loszukommen. Das US-Start-up Selecta Biosciences will nun die erste wirksame Nikotin-Impfung der Welt entwickeln, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Dabei setzt die Firma auf Nanotechnik.

Zwar ist Nikotin kein Bakterium oder Virus. Dennoch sind die Firmengründer Robert Langer, Ingenieur am MIT, sowie die Harvard-Immunologen Ulrich von Andrian und Omid Farokhzad überzeugt, dass der in hohen Dosen giftige Stoff mit Hilfe einer stimulierten Immunabwehr bekämpft werden kann. Dies wollen sie mit synthetischen Nanopartikeln bewerkstelligen: Die winzigen Teilchen sollen das Immunsystem zuerst zur Bildung von Antikörpern anregen, an die Nikotin-Moleküle anzudocken. Das Nikotin-Antikörper-Gespann wäre dann zu groß, um die Blut-Hirn-Schranke zu passieren. Resultat: Der Nikotin-Flash im Gehirn bleibt aus.

Damit unterscheidet sich die Methode deutlich von anderen Verfahren zur Rauchentwöhnung. Beim Nikotinpflaster etwa wird der Stoff über die Haut verabreicht, um das schädliche Inhalieren von Verbrennungsprodukten wie Teer aus dem Zigarettenqualm überflüssig zu machen. Der Körper bekommt aber nach wie vor den süchtig machenden Stoff.

Selecta Biosciences testet die Nanopartikel seit vergangenem Jahr im Labor. In einer Phase-I-Studie wird derzeit untersucht, ob die Nanopartikel selbst – noch ohne Nikotin-bindende Funktionalisierung – für Menschen unbedenklich sind. Die Anti-Nikotin-Teilchen sind aber nur eine von mehreren Nanopartikel-Therapien, an denen Selecta Biosciences arbeitet. Die Firma hofft, mit diesem Ansatz günstigere Impfungen zu ermöglichen und auch die Produktion zu beschleunigen. Unter anderem will sie mit dem Verfahren auch eine Impfung gegen Malaria entwickeln.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)

View the original article here

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen