Sonntag, 9. Dezember 2012

Stimulation für Gelähmte

Ein neues Rehabilitationsverfahren macht Patienten mit unvollständiger Querschnittslähmung Hoffnung darauf, wieder gehen zu können. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 11/2012 (seit kurzem am Kiosk oder portokostenfrei direkt im Heise Shop erhältlich). Die mehrstufige Therapie, die US-Ärzte um Susan Harkema am Frazier Rehab Institute in Louisville/Kentucky entwickelt haben, kombiniert dafür Bewegungstraining mit elektrischer Stimulation.

Die Ärzte konnten dabei auf Fortschritten in der Notfallmedizin aufbauen: Denn dank besserer Erstversorgung behalten immer mehr Unfallopfer ein paar unzerstörte Nervenfasern im Rückenmark zurück. So auch der ehemalige Baseballprofi Rob Summers, der nach einem Autounfall mit 20 Jahren vom Bauch abwärts gelähmt war. Manche Berührungen spürt er noch, aber die Beine selbst bewegen, das kann er nicht mehr.

Harkemas Team ließ Summers zunächst zwei Jahre lang zusammen mit Physiotherapeuten ein sogenanntes Lokomotor-Training absolvieren: Dabei bewegten die Therapeuten den Gelähmten, während ein Gurt dessen Körper in aufrechter Position hielt. Als Summers’ Muskeln in den Beinen wieder einigermaßen aufgebaut waren, implantierte Harkema ihm im Bereich der verletzten Lendenwirbelsäule 16 Elektroden direkt auf die Membran, die das Rückenmark umgibt. Dieser Stimulator wurde mit exakt dem Impulsmuster bespielt, das normalerweise bei intaktem Rückenmark in der entsprechenden Region zu messen ist.

Schon nach einer Woche Behandlung konnte Summers kurze Zeit eigenständig stehen, inzwischen schafft er es nach sieben Monaten Bewegungstherapie eineinhalb Stunden lang. Mehr noch: Summers kann sogar wieder gehen – zumindest auf einem Ergometer. „Entweder werden da versteckte Rückenmarksschaltkreise wieder aktiviert oder neue geschaffen“, sagt Harkema. Besonders beeindruckend empfand sie, dass Summers nach sieben Monaten Bewegungstherapie auch wieder seinen Urin bei sich behalten und sogar Sex haben konnte.

Mehr dazu in Technology Review 12/2012:

(vsz)

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