Dienstag, 13. November 2012

Nokia steckt tief in den roten Zahlen

Der angeschlagene Mobilfunkriese Nokia bleibt auch im dritten Quartal des Geschäftsjahres in der Verlustzone. Im Vergleich zum Vorjahresquartal müssen die Finnen einen Umsatzschwund von 19 Prozent verkraften, die Einnahmen sanken von 8,98 auf 7,24 Milliarden Euro. Während Nokia operativ wieder schwarze Zahlen schreibt, belastet unter anderem der Konzernumbau das Ergebnis. Unterm Strich gerät das Unternehmen wieder tiefer in die Verlustzone, der Fehlbetrag beläuft sich nach 68 Millionen Euro im Vorjahresabschnitt nunmehr auf 969 Millionen Euro.

Während sich die Netzwerksparte NSN, deren Umbau lange auf den Bilanzen lastete, offenbar gefangen hat, ist Nokias größte Baustelle das Kerngeschäft. Der Umsatz der Gerätesparte ging im Vergleich zum Vorjahresquartal um ein Drittel auf 3,56 Milliarden Euro zurück, im Smartphonebereich sogar um mehr als die Hälfte auf 976 Millionen Euro. Kosten für die Restrukturierung des Kerngeschäfts belasten das Konzernergebnis zudem mit 454 Millionen Euro.

Nokia hat im dritten Quartal insgesamt 82,9 Millionen Geräte ausgeliefert, im Vorjahresabschnitt waren es noch 106,6 Millionen. Darunter insgesamt 6,3 Millionen Smartphones, von denen 2,9 Millionen zu neuen Lumia-Familie mit Windows Phone gehören. Im zweiten Quartal hatten die Finnen noch 10,2 Millionen Smartphones abgesetzt, davon immerhin 4 Millionen Lumias. Das erste Lumia hatte Nokia Ende Oktober 2011 vorgestellt. Die 16,8 Millionen Smartphones, die für das dritte Quartal des Vorjahres in der Bilanz stehen, gehörten noch alle zur Symbian-Familie.

Das Geschäft mit einfacheren Handys hat sich stabilisiert. Nokia konnte im abgelaufenen Quartal insgesamt 76,6 Millionen Handys absetzen, davon 6,5 Millionen der neuen Asha-Familie mit Touchscreen. Das waren wieder etwas mehr Geräte als im zweiten Quartal (73,5 Millionen Handys). Im dritten Jahresabschnitt 2011 hatte Nokia noch 89,9 Millionen Handys verkauft.

Windows-Smartphones von Nokia
Hoffnungsträger: Nokias neue Lumia-Smartphones. Vergrößern
Bild: dpa Beim langjährigen Sorgenkind Nokia Siemens Networks (NSN) scheint die Sanierung erste Früchte zu tragen. Die Sparte konnte ihren Umsatz im Vergleich zu Vorjahresquartal leicht um 3 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro steigern. Der Netzwerkausrüster, der die Bilanz in der Vergangenheit mit hohen Restrukturierungskosten belastet hat, steuerte diesmal einen operativen Gewinn von 182 Millionen Euro bei. Bei Nokias drittem Standbein mit Kartendiensten ging der Umsatz unterdessen um 6 Prozent auf 265 Millionen Euro zurück.

Die Entwicklung bei NSN und die Aussichten auf eine deutliche Verbesserung in Richtung Profitabilität der Handysparte im laufenden Quartal sind wohl die Auslöser für den kleinen Kurssprung der Nokia-Aktie, die am Mittag nach Bekanntgabe des Ergebnisses um einige Prozent zulegen konnte.

Nokia-CEO Stephen Elop blickt auf ein weiteres "schwieriges Quartal" zurück. Der Kanadier steht für den Strategiewechsel des einst stolzen Marktführers und die Partnerschaft mit Microsoft. Mit der neuen Lumia-Familie setzt Nokia im Smartphonebereich ganz auf Windows Phone, das Ende Oktiber in eine neuen Version erscheint. Dann kommen auch Nokias neueste Modelle auf den Markt, darunter das neue Flaggschiff Lumia 920.

Auf diesen neuen Smartphones ruhen die Hoffnungen der Finnen auf einen baldigen Umschwung. Denn 2012 ist ein wichtiges Jahr für Nokia, in dem die Strategie des neuen Chefs "in voller Pracht" erblühen soll. Bisher konnte die Lumia-Familie allerdings noch nicht richtig Tritt fassen. Der für Smartphones zuständige Manager hat das Unternehmen vor wenigen Tagen verlassen.

Vom Schlussquartal und der Markteinführung der neuen Lumias geht damit eine enorme Signalwirkung aus. Der Weg zur Weltspitze ist ein steiniger – und könnte länger sein als gedacht. Doch allzuviel Zeit wird Stephen Elop wohl nicht mehr haben.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro(*) Ergebnis seit Q1 2005 ausgewiesen nach neuen IFRS-Bilanzierungsregeln.(vbr)


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