Microsoft schickt am heutigen Freitag mit Windows 8 die neueste Version seines Betriebssystems ins Rennen. Das neue System gibt es in vier Versionen: Windows 8 (Core), Windows 8 Pro, Windows 8 Enterprise und Windows RT. Im Laden kaufen kann man nur die Versionen Core und Pro. Windows 8 Enterprise bekommen nur Kunden, die mit Microsoft einen Vertrag abschließen, und Windows RT gibt es ausschließlich vorinstalliert auf ARM-Tablets. Auf Windows RT laufen keine klassischen Windows-Anwendungen, hier ist der Nutzer auf das Angebot des Stores angewiesen.
Die RTM-Version (Release To Manufacturing) hatte Microsoft bereits Anfang August fertig gestellt und dann mit der Verteilung begonnen. Erst erhielten die OEM-Hersteller Windows 8, um neue Hardware damit zu testen, und einige Tage später stand die fertige Version für MDSN- und TechNet-Abonnenten zum Download bereit.
Die Versionen
Für den Heimeinsatz sieht Microsoft die Core-Version vor. Ihr fehlen gegenüber Windows 8 Pro der Bitlocker zur Verschlüsselung von Festplatten, EFS für die Dateiverschlüsselung und der Hyper-V-Client. Auch der Zugriff per Remote Desktop und der Beitritt in eine Domäne sind mit der Core-Version nicht möglich. Den vollen Umfang bietet die Enterprise-Version. Sie enthält zusätzlich zu den Funktionen der Pro-Version Branch Cache, Direct Access und Applocker. Windows-To-Go, eine Windowsinstallation auf einen USB-Stick, und das Installieren von Apps am App-Store vorbei gibt es ebenfalls nur mit der Enterprise.
Kosten
Die Systembuilder-Versionen von Windows 8 und Windows 8 Pro sind bereits seit einigen Tagen im Handel. Die "einfache" Version kostet 90 Euro und die Pro-Version schlägt mit 130 Euro zu Buche. Für die normale Verkaufsversion (Retail) gibt Microsoft eine unverbindliche Preisempfehlung von rund 120 Euro für Windows 8 Core und 280 Euro für Windows 8 Pro vor. Kaufen kann man vorerst nur die Retail-Version von Windows 8 Pro. Die Core-Version wird es erst ab Februar 2013 in der bunten Retail-Verpackung geben.
Billiger geht es im Moment dank einiger Upgrade-Aktionen von Microsoft. Am günstigsten erhält man Windows 8 mit einem neuen PC. Wer seit dem 2. Juni einen Computer mit Windows 7 (ab Home Premium) gekauft hat, bekommt nach der Registrierung unter windowsupgradeoffer.com die Downloadversion von Windows 8 Pro für 15 Euro. Besitzer einer Lizenz von Windows 7, Vista oder XP bekommen Windows 8 Pro im Microsoft Store ab heute als Downloadversion für 30 Euro und mit Installationsmedium für 60 Euro. Bei beiden handelt es sich um eine Upgrade-Lizenz mit der man Windows 8 nicht zusätzlich auf einem anderen PC installieren darf (eine Parallelinstallation zum alten Betriebssystem auf demselben Rechner ist erlaubt). Beide Aktionen laufen noch bis Ende Januar 2013.
Neues in Windows 8
Am auffälligsten ist der neue Startbildschirm im Vollbild. Die neue Startseite mit den Kacheln für Apps und Anwendungen ist für die Bedienung mit einem Touch-Bildschirm optimiert. Mit speziellen Wischgesten kann man ein touchfähiges Gerät so nach kurzer Einlernphase ohne Maus und Tastatur bedienen. Das neue Kacheldesign hat bereits vor der Veröffentlichung von Windows 8 für einige Verwirrungen gesorgt. Anfänglich nutzte Microsoft noch den Namen Metro, doch seit August vermeidet man den Begriff und bezeichnet die Oberfläche einfach als "Windows 8 style". Die Frage, ob die Umbenennung auf einen möglichen Markenrechtsstreit mit der Metro AG zurückgeht, beantwortete Microsoft bisher nicht.
Außer dieser offensichtlichsten Neuerung bringt Windows 8 einige nützliche neue Funktionen mit. So startet Windows 8 deutlich schneller als seine Vorgänger. Beim Herunterfahren beendet das System lediglich die Benutzersitzung; der Zustand des Betriebssystems selbst ändert sich nur selten. Diesen Zustand sichert Windows auf die Festplatte und beschleunigt so den Startvorgang deutlich. Funktioniert Windows nicht mehr ordnungsgemäß, kann man Windows nun auffrischen oder zurücksetzen und so eine Neuinstallation vermeiden. Während beim Zurücksetzen alle Anwendungen und Daten verloren gehen, bleiben beim Auffrischen zumindest die persönlichen Dateien, Einstellungen und Apps erhalten.
Zum Erhalt von Dokumenten trägt auch der Dateiversionsverlauf bei, der im Hintergrund regelmäßig Dateien und Ordner sichert. Weiterhin bringt das neue Windows unter anderem native Unterstützung für USB 3.0, automatisches Mounten von ISO- und VHD-Dateien, einen aufgebohrten Taskmanger, das Booten aus einer VHD-Datei und einen verbesserten Kopierdialog mit. Die Speicherplätze (Storage Spaces) in Windows 8 fügen mehrere Festplatten zu einer Großen zusammen. Und Windows kommt erstmals mit einem integrierten Virenscanner.
Wer auf die neuen Funktionen nicht verzichten möchte, sich mit dem Startbildschirm aber nicht anfreunden kann, für den bieten Programme wie Classic Shell oder Start8 einen Ausweg. Classic Shell ist kostenlos, rüstet ein Startmenü für den Desktop nach und hilft dabei, den Startbildschirm von Windows 8 größtenteils zu verbannen. Die Open-Source-Lösung startet direkt nach dem Hochfahren des Computers den Desktop und deaktiviert auf Wunsch die Hot Spots in den Bildschirmecken. Die Windows-Taste fängt der nützliche Helfer ebenfalls ab und öffnet bei einem Druck auf die Taste das eigene Startmenü.
Was einige Nutzer im Vergleich zu Windows 7 allerdings vermissen werden, ist das Media Center. DVDs kann Windows 8 im Standardlieferumfang ebenfalls nicht wiedergeben, da die notwendigen Codecs fehlen. Wer die Funktionen haben möchte, muss sie kostenpflichtig nachrüsten oder auf andere Anwendungen zurückgreifen.
[Update, 26.10.12, 9 Uhr]: Microsoft macht jedoch eine zeitlich begrenzte Ausnahme: Wie bereits im August inoffiziell verlautbart und nun tatsächlich auch so umgesetzt, können Käufer von Windows 8 Pro das Media Center Pack bis zum 31. Januar 2013 kostenlos nachinstallieren; sie müssen nur den Lizenzschlüssel zum Nachinstallieren des Packs mit einer gültigen Mailadresse anfordern.]
Upgrades
Um ein Upgrade auf Windows 8 durchführen zu können, müssen einige Bedingungen erfüllt sein. So gelingt ein vollständiges Upgrade von Vista und XP nicht, obwohl der Assistent das vermuten lässt. Beim Upgrade von Vista übernimmt Windows 8 die Systemeinstellungen und eigenen Dateien, bei XP sogar nur die eigenen Dateien. Das gleiche trifft auf die Release Preview von Windows 8 zu. Wie bei XP übernimmt der Assistent auch dort nur die eigenen Dateien.
Selbst ein Upgrade von Windows 7 klappt nur unter bestimmten Voraussetzungen. So ist es nicht möglich eine 32-Bit-Installation auf eine 64-Bit-Version oder umgekehrt zu aktualisieren. Außerdem spielt eine Rolle, welche Version von Windows 8 man installieren möchte. Ein Upgrade auf die Core-Version klappt nur von Windows 7 Starter oder Home Premium. Auf Windows 8 Pro gelangt das Upgrade mit jeder Version von Windows[7] und wer auf die Enterprise wechseln möchte, kann das nur von Windows 7 Professional und Enterprise tun.
Bei allen Downloadversionen von Windows 8 speichert man zunächst einen Upgrade-Assistenten auf der Festplatte. Der lädt aus dem Internet die notwendigen Dateien für die Installation nach. Je nach System auf dem er ausgeführt wird, speichert er die Installationsdateien für die 32- oder 64-Bit Version auf der Festplatte. Außer dem direkten Starten der Upgrade-Installation kann der Assistent auch ein Installationsmedium erzeugen. Auswählen kann man dabei zwischen einer DVD oder einem USB-Stick.
Wer das neue Windows vor dem Kauf ausprobieren kann das mit ein 90-Tage-Testversion von Windows 8 Enterprise tun. Eine Installation ohne Lizenzschlüssel wie bei Windows 7 lässt Windows 8 nicht mehr zu. Entscheidet man sich dann für den Kauf einer Lizenz, muss man Windows allerdings erneut installieren.
Eine Anleitung zum Upgrade auf Windows 8 sowie zur Installation und Einrichtung von Classic Shell finden Sie in c't 23/11 ab Seite 96.
(bae)
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