Kurz vor dem 45. ICANN-Treffen diese Woche in Toronto wurde in Kalifornien eine Klage gegen die private Netzverwaltung eingebracht. Name.space, Betreiber alternativer Zonen, erhebt kartellrechtliche, wettbewerbsrechtliche und markenrechtliche Vorwürfe gegen die ICANN. Anlass ist die Vergabe zahlreicher neuer Top Level Domain (TLD) durch die ICANN. Zahlreiche geplante TLD könnten stark verzögert werden. Domainincite hat die Klageschrift (PDF) veröffentlicht.
Name.space betreibt seit 1996 ein eigenes DNS-System mit annähernd 500 generischen TLD (gTLD). Diese sind als Marken registriert. Wer auf diese name.space-Zonen zugreifen möchte, muss auf seinen Systemen spezielle DNS-Einstellungen vornehmen. Daher versucht die Firma, ihre Zonen in das übliche DNS-Netz zu integrieren – bislang erfolglos.
1998 initiierte die US-Regierung die Gründung der ICANN und übertrug ihr das Root-Management. 2000 lud die ICANN zu Anträgen auf neue gTLD ein. Zahlreiche Unternehmen folgten dem Aufruf und zahlten jeweils 50.000 US-Dollar. Darunter name.space, das 118 TLD beantragte. Dieser Antrag soll damals unter den ersten zehn gelandet sein. Die ICANN beschloss dann allerdings, zunächst nur sieben neue gTLD anderer, etablierter Antragsteller einzurichten: .biz, .info, .aero, .name, .museum, .pro und .coop. Über die restlichen Anträge wurde nicht befunden.
Als die ICANN dieses Jahr eine weitere Vergaberunde für neue TLD ausrief, hätte name.space es wieder versuchen können. Das hätte statt damals 50.000 US-Dollar nun knapp 22 Millionen US-Dollar (17 Millionen Euro) gekostet. Nach dem Regelwerk hätte name.space auf bisherige Ansprüche verzichten müssen. Beides war für die Firma nicht akzeptabel. Sie wies öffentlich auf ihren alten Antrag auf 118 TLD und ihre 482 Marken hin. Vergeblich, denn die ICANN will zahlreiche name.space-Zonen an andere Antragsteller vergeben.
Name.space beschreibt die ICANN als Insiderclub mit Vetternwirtschaft, dessen leitende Funktionäre sich und ihrem Klüngel die Konkurrenz vom Hals halten wollten. Das Unternehmen sieht im Gebaren der ICANN auch Verstöße gegen die mit der US-Regierung getroffenen Vereinbarungen und strebt ein Verfahren vor Geschworenen an. Die ICANN schweigt zu dem Thema. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)
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