Sonntag, 24. Februar 2013

Axel-Springer-Chef sieht Chancen für den Zeitungsjournalismus

Matthias Döpfner, Chef der Axel Springer AG, sieht auch vor dem Hintergrund der Insolvenz der Frankfurter Rundschau und dem möglichen Aus für die Financial Times Deutschland kein Ende des Zeitungsjournalismus nahen. In einem Kommentar für die Springer-Zeitung Die Welt vertritt er den Standpunkt, in den neuen Medien stecke viel Potenzial, das die gedruckte Zeitung nicht ausschöpfe: "Interaktivität, sekundenschnelle Aktualisierung, Verknüpfung von Informationen und Stichworten, unbegrenzter Platz, die Verschmelzung verschiedenster medialer Stile und Ästhetiken."

Matthias Döpfner
Matthias Döpfner
Bild: Axel Springer Journalismus sei nicht vom Trägermedium, vom Papier allein abhängig, schreibt Döpfner weiter. "Papier hat viele Vorteile und wird deshalb noch länger bestehen und von Lesern bevorzugt werden, als viele Zeitgeist-Gurus heute denken." Die Zukunft des Journalismus von digitalen Informationsträgern abzukoppeln wäre ein "törichtes Missverständnis". Allerdings seien zu viele Verleger und Journalisten verunsichert und richteten deshalb Schaden an. Das Papier werde verbissen verteidigt oder der Untergang des Qualitätsjournalismus im bösen Internet beklagt. Auch in User-generated Conent sieht Döpfner keine Gefahr, sondern eine "wunderbare Ergänzung".

Unabhängig recherchierter Journalismus habe seinen Preis und seinen Wert, meint Döpfner und richtet sich damit gegen die "Kostenlos-Kultur" des "Webkommunismus". Daher bräuchten digitale Zeitungen so wie analoge Zeitungen Bezahlmodelle. "Nur wenn Qualitätsjournalismus in der digitalen Welt ein Geschäftsmodell ist, wird es künftig einen Markt und keine politisch gesteuerte Staatspresse geben. Die ersten fürsorglich wirkenden Vorschläge für Stiftungen zur Erhaltung von Qualitätsjournalismus gibt es schon. Aus Sicht der Leser ein Albtraum. Nur der Markt ermöglicht Wettbewerb, Vielfalt und Unabhängigkeit."

Axel Springer erwirtschaftet bereits 35 Prozent des Umsatzes mit dem Digitalgeschäft. Allerdings sei das Wachstum der Digitalgeschäfte im Wesentlichen durch Zukäufe erreicht worden. "Wirkliche Neuerungen, das muss man ganz nüchtern feststellen, hatten wir bisher nicht zu bieten", sagte Döpfner vor zwei Wochen. Ab Mitte 2013 sollen die Springer-Titel Die Welt und Bild auch auf deren Website nur noch gegen Bezahlung zugänglich sein. Vor zwei Jahren sah Döpfner bereits in Smartphones und Tablets die Zeitungen der Zukunft. Zuvor hatte er dem damaligen Apple-Chef Steve Jobs inniglich für das iPad gedankt. (anw)


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