Dienstag, 19. Februar 2013

Wann sterben wechselbare PC-Prozessoren aus?

LGA1155-Fassung mit Prozessor
LGA1155-Fassung mit Prozessor. Die meistens gut informierte Webseite PC Watch aus Japan hat neue Informationen zu Intels kommenden Prozessor-Generationen Haswell, Broadwell und Skylake veröffentlicht. Der Autor hält es für denkbar, dass in der Mitte 2013 erwartete Core-i-Generation namens Haswell letztmals Ausführungen für Desktop-PC-Mainboards mit Wechselfassungen erscheinen. Von dem 2014 erwarteten Broadwell sollen demnach nur Versionen mit integriertem Chipsatz kommen, die zum direkten Auflöten auf Platinen gedacht sind. Allerdings könnten Varianten von Prozessoren für Server und Workstations erscheinen, die PC-Besitzer selbst tauschen können, also Nachfolger der heutigen LGA2011-Chips.

Schon jetzt liefert Intel Chips wie den Atom oder auch die Ultrabook-Chips der 17-Watt-Klasse ausschließlich in Ball-Grid-Array-(BGA-)Gehäusen. Solche tragen an ihrer Unterseite Lotkugeln, eben Balls. Der Verzicht auf eine Steckfassung spart nicht bloß Kosten, sondern auch Bauhöhe – in Tablets und flachen Notebooks zählt jeder Millimeter. Unter anderem deshalb verzichtet (nicht nur) Intel bei Mobilprozessoren auch auf den Blechdeckel alias Integrated Heat Spreader (IHS). Außerdem funktioniert die Wärmeleitung ohne IHS besser, sofern der Kühler sorgfältig an den jeweiligen Prozessor angepasst wird – bei auswechselbaren Prozessoren schützt der IHS das spröde Silzium-Die und kann Hotspots vermeiden.

Steckfassungen sind nur dann sinnvoll, wenn sie den PC-Herstellern einen wirtschaftlichen Vorteil versprechen. Dieser besteht bisher darin, dass ein und dasselbe Mainboard als billiges Zulieferteil mit unterschiedlichen Prozessoren bestückt werden kann, um Komplettrechner für unterschiedliche Preisklassen zu fertigen. Doch einerseits schrumpft die Zahl der Desktop-Rechner insgesamt und andererseits wächst der Anteil der nicht-modularen Bauformen: Mini-PCs, Small-Form-Factor-(SFF-)Systeme, All-in-One-PCs. Folglich werden letztlich keine Prozessoren gezielt für Desktop-PCs für den Massenmarkt mehr entwickelt: Wichtigste Produktkategorie sind Mobilrechner. Für diesen Markt werden die CPU-Cores hauptsächlich entwickelt. So gesehen sind heutige Mittelklasse-Desktop-Prozessoren hochgetaktete Mobil-Chips, die High-End-Prozessoren wiederum sind Ableger von Server-Plattformen.


Haswell-ULT: CPU und Chipsatz-Southbridge auf einem gemeinsamen Die Carrier Vergrößern
Bild: Intel Für ultraflache Notebooks und Tablets hat Intel eine System-on-Chip-(SoC-)Version des Haswell angekündigt, die inklusive Chipsatz ausgeliefert werden soll. Dank S0ix-Betriebsmodus unterstützt dieses SoC im Verbund mit besonders sparsamem LPDDR3-SDRAM auch die Windows-8-Funktion Connected Standby. Nach einer kürzlich aufgetauchten Intel-Präsentation (PDF-Datei) für UEFI-Firmware-Programmierer hat dieser Haswell-ULT auch weniger leistungsfähige externe Schnittstellen, so fehlt etwa PCIe 3.0. Das auf dem gleichen Die Carrier untergebrachte Chipsatz-Die codenamens Lynx Point-LP hat auch weniger USB-2.0- und USB-3.0-Ports als die anderen Lynx-Point-(Serie-8-)Chipsätze, dafür aber mehr I2C-Controller zum Anschluss von Sensoren (Touch, Gyro, Beschleunigung, Helligkeit, Magnetometer).

PC Watch ist der Meinung, Intel werde nach dem Muster des Haswell-ULT 2014 dann Broadwell-LT-Chips fertigen, und zwar mit 14-nm-Strukturen. Bei diesem "neuen" Broadwell handele es sich aber im Grunde bereits um die erst 2015 erwartete Skylake-Generation.

Der Intel-Aktienkurs befindet sich zurzeit im Sinkflug: Der Absatz klassischer Desktop-Rechner und Notebooks geht zurück und scheint von Windows 8 bisher auch nicht belebt zu werden. Tablets und Smartphones nehmen Notebooks erhebliche Marktanteile weg, aber bisher konnte Intel in diesen Geräten nicht Fuß fassen. Wenn Hersteller wie Qualcomm, Samsung und Nvidia ab 2013 mit Cortex-A15-SoCs mehr Rechenleistung liefern als bisher und ab 2014 mit den 64-bittigen Cortex-A50-Chips nachlegen, könnte Intels Geschäftsmodell der hohen CPU- und Chipsatzpreise weiter erodieren.

Der Nachfolger des scheidenden Intel-CEO Paul Otelllini muss also Prozessoren entwickeln lassen, die mit den deutlich billigeren und sparsamen ARM-Konkurrenten mithalten können. Laut den Informationen von PC Watch sollen schon Anfang 2013 auch 10-Watt-Versionen der heutigen Ivy-Bridge-Prozessoren kommen, die bisher für mindestens 17 Watt TDP spezifiziert sind – ursprünglich waren 10-Watt-Versionen erst von Haswell erwartet worden. (ciw)


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